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Hollywood in Heuweiler
„In Hollywood gibt’s ja auch Palmen“, lacht Philipp Weiner, stellvertretender Leiter des Forstbezirks Hochschwarzwald, „- und Hollywood liegt genau hier“. Damit verweist er auf eine botanische Besonderheit: Die Existenz der Stechpalme (auch Ilex oder Hülsenbaum) auf der Gemarkung Heuweilers. „Holly“ ist im Englischen die Stechpalme - und „Hollywood“ folglich ein Stechpalmen-Wald. „So wie hier bei uns“, schmunzelt Weiner.
Lange Tradition
Mit ihren immergrünen Blättern ist sie die einzige hierzulande heimische Art, die den für den Mittelmeerraum typischen Hartlaubgehölzen entspricht. So wurde sie in der Vergangenheit auch verwendet und betrachtet. Die Bezeichnung „Palme“ geht auf die christliche Tradition des Palmsonntages zurück, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert: Jesus wurde damals mit Palmwedeln begrüßt. Noch heute wird in vielen Gemeinden am Karsamstag der „Palmen“ gebunden, ein je nach Region mit Ilex- und Buchsbaumzweigen verzierte Stange.
Dschungel vor Ort
Im Forstbezirk Hochschwarzwald können die Standortsansprüche der Baumart sehr gut nachgezeichnet werden, wie Philipp Weiner vom Forstamt erklärt. Klarer Schwerpunkt ist der Westabfall des Schwarzwaldes, wo sie eine regelrechte Überlebenskünstlerin geworden ist. Ihr Optimum hat sie jedoch in den tieferen Lagen am Schwarzwaldrand. So gibt es in Heuweiler dschungelartige Waldbilder, dessen Dornendickicht in Kriegszeiten als Versteck vor Räubern und Soldaten genutzt wurde.
Zauberstab-Lieferant
Als Besonderheit in der Flora sehen die Förster die Stechpalme gerne; gefährdet ist sie aktuell nicht, sondern nimmt eher zu. Auch kommt sie bislang mit der Klimaerwärmung recht gut klar; ihre Produktivität- und damit ihr CO-2–Speichervermögen – ist sehr gering. Zudem ist sie wirtschaftlich bedeutungslos, obwohl das Holz besonders hart ist und einzigartige Eigenschaften aufweist. Unter anderem war der Zauberstab von Harry Potter aus Stechpalmenholz gefertigt. Allerdings war die Nachfrage nach Zauberstäben bislang eher verhalten, so dass sich da noch kein Markt entwickeln konnte, schmunzelte Weiner.
Baum des Jahres
Zugutekommt die Stechpalme so vor allem der biologischen Vielfalt, indem Tiere, die auf die Blüten und Beeren des Ilex angewiesen sind, ihr Dasein fristen können. Durch diese vielfältigen, auch kulturhistorischen Anekdoten, ihre biologischen Besonderheiten und ihr Alleinstellungsmerkmal als Hartlaubgehölz tritt die Palme des Schwarzwaldes als Baum des Jahres zu Recht aus dem „Schattendasein“ in den Vordergrund. P. Weiner/H. Geisler