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Stabwechsel bei der Trachtenkapelle
Die „Letzte Runde“ läutete Hans-Georg Schwörer, Präsident der Trachtenkapelle Heuweiler, per traditioneller Handglocke ein: Letztmals sollte Dirigent Christian Ambs den Abend musikalisch leiten. Das vielköpfige Publikum erlebte vielmehr einen stellenweise musikalisch-rauschhaften, munteren und von zahlreichen Höhepunkten geprägten Abend. Möglich wurde er auch, weil die DJK-Damen eigens ihr Training verlegt hatten, um Proben zu ermöglichen; „danke dafür, das ist nicht selbstverständlich“, sagte der Vorsitzende Markus Dischinger darüber.
Für jeden etwas
Zum Auftakt gab es „fetzige Blasmusik“, wie die Jung-Moderatoren Kilian Reichenbach und Noah Hoch versprachen und mit dem Nachwuchs-Ensemble einlösten. Das belegte, was die Trachtenkapelle über das „eigentliche“ Musikmachen hinaus eint: Zusammenhalt, Kulturfreude, Aufmerksamkeit für andere – mit Kommentar zu und Ausführung von „Best Day of My Life“ boten sie jedem Einzelnen an, individuell schönste Erinnerungen aufleben zu lassen. Sie und nahezu Generationen zuvor verband die Orientierung an ihrem Ausbilder: Jugendorchester-Dirigent Michael Schätzle wurde an diesem Abend für 30 (!) Jahre Tätigkeit in dieser Funktion geehrt.
Auch zu seiner Freude gab es Verleihungen des Jungmusiker-Leistungsabzeichens in Bronze an Kilian Reichenbach und Paul Reichenbach, in Silber an Marie Gutmann, Selma Reblitz und Tim Bühler.
Drei Köpfe, 150 Jahre Blasmusik
Seit 135 Jahren existiert Heuweilers Vorzeige-Orchester, drei seiner Musizierenden wurden am Frühlingskonzert-Abend geehrt: Fabian Schwörer offiziell für 25 Jahre aktive Treue (die 2020 schon hätte gewürdigt werden müssen, aber am ersten wieder erlaubten öffentlichen Auftritt vorgenommen werden sollte; er erhielt die Silberne Ehrennadel des Bundes Deutscher Blasmusikverbände), Lothar Dörr für 50 Jahre Verbundenheit („Dir muss man nicht erklären, was ‚Verein‘ bedeutet“, sagte Dischinger zu dem mit der Großen Goldenen BDBM-Ehrennadel Ausgezeichneten) und Herbert Fahrländer für sagenhafte 75 Jahre Spielzeit. „Dafür sieht unsere Satzung keine Regelung mehr vor“, unterstrich Dischinger. Kompensiert wurde dies durch anhaltende Standing Ovations der Trachtenkapelle und des gesamten Publikums. Einbezogen darin wurde Annemarie Fahrländer, die nun mit ihrem Mann eine weitere Reise unternehmen kann, den ihnen ein Gutschein der Trachtenkapelle ermöglicht. Auch Martin Drayer vom Oberbadischen Blasmusikverband schloss sich diesen Glückwünschen an wie sodann im persönlichen Gespräch Bürgermeister Raphael Walz.
„I did it my way”
Ein besserer Titel als Abschieds-Melodie hätte sich kaum finden lassen, prägt bekanntlich doch jeder Dirigent sein Orchester auf eigene Art. Christian Ambs steuerte seinem letzten Auftritt ein Überraschungsmoment bei: Erst im letzten Augenblick gab er preis, auf welchem Instrument er sich als Solist in die Trachtenkapelle integrieren würde. Unter den zahllosen Instrumenten, die er beherrscht, wählte er das unübersehbare Euphonium. Dass er guten Gewissens gehen konnte, bewiesen ihm seine Musikerinnen und Musiker: Sie begleiteten ihn als Solisten autonom.
Mit wie einem Tusch wirkenden Akzent endete das Konzert, wonach Wortwahl und Tonlage von Vorsitzendem wie dem Präsidenten belegten, dass das Scheiden in musikalischer Kameradschaft erfolgte. Christian Ambs selbst schätzt eine Dekade als guten Zeitraum für Prägungsmöglichkeit und schließlich Anlass für einen Wechsel, der ihn zum Musikverein Ottoschwanden führen wird. In Heuweiler schwingt nun Michael Schätzle den Taktstock vor dem Hauptorchester. Herbert Geisler